Das Girokonto gehört zweifellos zu den beliebtesten Finanzprodukten. Jeder, der Miete oder das Zeitungsabonnement bezahlen möchte, benötigt ein Konto, um Überweisungen tätigen zu können. Auch Angestellte oder Rentner brauchen es. Daher ist es nicht verwunderlich, dass das Girokonto bei vielen Banken im Fokus des Privatkundengeschäfts steht. Der Wettbewerb ist groß, viele Banken locken Neukunden mit Startguthaben oder anderen attraktiven Prämien.
Kunden, die sich einmal auf ein Girokonto festgelegt haben, werden vermutlich viele Jahre lang der Bank treu bleiben. Sie wird zur Hausbank, das Institut profitiert gleich in vielerlei Hinsicht, denn der Kunde schließt weitere Finanzverträge mit der Bank ab. Da die Wechselbereitschaft bei Girokonten eher gering ist, sollen vor allem junge Menschen zur Neueröffnung eines neuen Kontos bewegt werden. Aktuell kann hier etwa die Postbank auftrumpfen, sie bietet Neukunden 100 Euro in bar oder eine Sony Smartwatch, auch bei der Commerzbank lohnt sich die Eröffnung eines neuen Kontos. Kunden erhalten hier 100 Euro Startgutschrift, noch einmal 50 Euro gibt es bei Nichtgefallen. Auch Tankgutscheine oder bessere Verzinsungen für das Tagesgeldkonto sind üblich. Ein weiteres Werbeinstrument ist das kostenlose Girokonto geworden, von den 94 Millionen Girokonten in Deutschland verzichtet ein Drittel dauerhaft auf die Kontoführungsgebühr. Klar ist, deutsche Kunden sind verwöhnt. Bis sich ein Konto aber für die Bank bezahlt macht, vergehen bis zu zwei Jahre, wie Analysen der „Welt“ zeigen.
Hohe Dispozinsen gute Einnahmequelle für die Bank
Vor allem Startguthaben sind beliebte Prämien. So bieten die DAB Bank, ING-DiBa sowie Cortal Consors Startguthaben in Höhe von 50 bis 70 Euro an. Um Kontohopper abzuschrecken, knüpfen immer mehr Banken Bedingungen an die Prämien. So muss etwa ein monatlicher Mindestgeldeingang verzeichnet oder eine bestimmte Anzahl von Transaktionen ausgeführt werden. Bis sich das Konto für die Bank überhaupt bezahlt macht, können bis zu zwei Jahre vergehen, so kosten der Vertrieb über das Internet, Kontoeröffnung und Werbemaßnahmen etwa 60 bis 150 Euro pro Konto. Dazu kommen laufende Kosten. Trotz heftiger Kritik von Verbraucherschützern und der Stiftung Warentest setzen noch immer viele, vor allem regional aktive Filialbanken, daher auf hohe Dispozinsen.
Nicht nur diese Einnahmepraxis, sondern auch der zunehmende Prämienwahnsinn birgt jedoch Risiken. So könnten sich langjährige Kunden der Bank benachteiligt fühlen. Schließlich hatten sie keine Gutschriften erhalten und müssen zudem oft höhere Gebühren für Transaktionen und Kontoführung bezahlen als die umworbenen Neukunden.