Festgeld und auch die Tagesgeldanlagen machen derzeit schwere Zeiten durch. Nicht nur, dass die Anleger nur noch sehr geringe Zinsen erhalten, die zum Beispiel beim Festgeld mit einer Laufzeit von einem Jahr nur noch selten oberhalb von zwei Prozent liegen. Jetzt kommt auch noch hinzu, dass sich manche Banken anscheinend aus dem Festgeld- und Tagesgeldbereich zurückziehen. Daher stellt sich durchaus die Frage, ob es für die Banken überhaupt noch lohnenswert ist, sich mit Termineinlagen refinanzieren zu können.
Eine relativ erschreckende Nachricht ist in diesem Zusammenhang, dass die Bank of Scotland seit kurzer Zeit nur noch ein Tagesgeldkonto anbietet. Aus dem Neugeschäft im Bereich der Festgelder hat sich die Bank hingegen zurückgezogen. Hier werden nur noch die bestehenden Vereinbarungen erfüllt, ein Angebot an Neukunden gibt es jedoch nicht mehr. Manche Banken ziehen sich aber auch aus dem Bereich Tagesgeld zurück, wie zum Beispiel die Fidor Bank. Eine mögliche Ursache dafür, dass sich das Geschäft mit Tagesgeldern oder Festgeldern für die Banken vielleicht nicht mehr lohnen könnte, ist der niedrige Leitzinssatz. Aktuell können sich alle Banken bei der Europäischen Zentralbank zu einem Zinssatz von lediglich 0,75 Prozent Geld leihen. Wenn Sie jedoch von Anlegern Geld „einsammeln“ möchten, dann sollte der Zinssatz sowohl im Bereich der kurzfristigen Festgeldanlage als auch beim Tagesgeld mindestens über einem Prozent liegen, da man sonst als kaum konkurrenzfähig gilt.
Geld von der EZB leihen ist preiswerter als Refinanzierung durch Anlagen
Wenn man dann noch die Kosten mit berücksichtigt, die den Banken beim Privatkundengeschäft entstehen, wie zum Beispiel durch den Kundenservice und das notwendige Marketing, so kann man durchaus zu dem Schluss kommen, dass es mittlerweile für die Banken günstiger ist, sich durch eine Kreditaufnahme bei der EZB zu refinanzieren, als von den Anlegern Kapital zu sammeln. Auffallend ist in den letzten Monaten auch, dass vor allem im Tagesgeldbereich oftmals die relativ guten Zinssätze nur noch den Neukunden zugänglich gemacht werden. Ansonsten finden sich fast nur noch solche Banken unter den zinsmäßig guten Anbietern, die neu am Markt auftreten und daher noch möglichst viele Kunden gewinnen müssen. Insgesamt betrachtet ist es also nicht auszuschließen, dass zukünftig noch weitere Banken ihr Tagesgeld- oder Festgeldangebot einstellen werden.