Viele Bankkunden sind mit ihrem Girokonto unzufrieden, etwa mit der Höhe der Überziehungszinsen. Doch wechseln wollen die meisten nicht – Grund: Bequemlichkeit.
Im Auftrag des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv) hat das Marktforschungsunternehmen TNS Emnid Deutsche nach ihrer Zufriedenheit mit ihrem Girokonto befragt. Demnach haben nur 18 Prozent bisher einmal oder öfter ihren Anbieter gewechselt. 76 Prozent sind ihrem Konto treu, und das obwohl sie teils sehr unzufrieden mit den Konditionen oder Bankentgelten sind. So gaben 29 Prozent an, dass sie sich bereits über die Preise geärgert hätten, ihnen ein Kontowechsel jedoch zu aufwendig sei. 15 Prozent der Befragten sagten, dass ihnen die Gebühren egal seien, ein Prozent mehr kennt die Gebühren gar nicht. Dass ein Großteil der Deutschen den Wechsel scheut, ist verständlich, denn nicht nur der Anbieter muss gewechselt werden. Auch andere Parteien müssen über die neue Kontoverbindung informiert werden, etwa dann, wenn die Zustimmung für eine Lastschrift erteilt wurde. Diese ist bei Strom- oder Mietzahlungen mittlerweile Standard. Hinzu kommt, dass ein Girokonto meist nicht allein angeboten wird, Kunden können weitere Leistungen wie Tagesgeld- oder Festgeldkonten oder auch Kreditkarten des Geldinstituts in Anspruch nehmen. Von denjenigen, die noch nie ihr Konto gewechselt haben, gaben 43 Prozent an, dass es keine großen Unterschiede zu anderen Banken gebe. Eine Einschätzung, die oftmals falsch ist. Schon bei den Dispozinsen sind die Unterschiede zwischen verschiedenen Anbietern drastisch, wie jüngst die Stiftung Warentest ermittelte. Demnach liegen zwischen günstigen und teuren Konten bis zu zehn Prozentpunkte. Auch die eigentlichen Kontokonditionen variieren teils erheblich.
Wechselbereitschaft mit Vergleichsportal erhöhen
Dass viele Bankkunden eine dermaßen unrealistische Einschätzung vom Markt haben, hängt auch mit den komplexen und wenig vergleichbaren Kontomodellen zusammen, so die Verbraucherschützer. Die Wechselbereitschaft aber auch der Wettbewerb zwischen den Geldinstituten könnte mit Vergleichsangeboten noch weiter erhöht werden. So macht die CDU den Verbraucherschutz zum Wahlkampfthema, Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner fordert ein Portal für Bankenentgelte, das von einer unabhängigen Stelle betrieben wird. So ein Angebot sei nicht nur für den Kunden sehr wichtig, sondern auch für die Marktbeobachtung und die staatliche Finanzaufsicht. Auch Politik und Wissenschaft könnten die erhobenen Daten für ihre Zwecke nutzen. Ob Bankenentgelte in ihrer Höhe angemessen sind, muss von der Finanzaufsicht überprüft werden, zu hohe Preise können anschließend von den Verbraucherzentralen angeprangert und bekämpft werden. Wucher gilt als Straftatbestand, jedoch besitzt die Finanzaufsicht derzeit nicht die nötigen Befugnisse, um bei überhöhten Entgelten regulierend einzugreifen.