Hohe Dispozinsen stehen schon lange in der Kritik, für so manchen Kunden kommt nach dem Überziehen der große Schock. Doch die Banken versprechen nun zumindest in einer Hinsicht Besserung: Sie wollen die Höhe der Überziehungszinsen online veröffentlichen.
Jüngst haben die großen Bankenverbände angekündigt, mehr Transparenz für ihre Kunden zu ermöglichen. So empfahl der Bundesverband der Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) seinen 1100 Mitgliedsinstituten, die Kunden-Bank-Beziehung zu stärken, indem Überziehungszinsen für jeden nachvollziehbar im Internet veröffentlicht werden. Dieser Schritt trifft bei Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner auf Zustimmung, sie erhofft sich von dieser Veröffentlichungspolitik eine langfristige Senkung der Dispozinsen. Denn eine ähnliche Entwicklung konnte bei der Gestaltung der Geldautomaten-Gebühren beobachtet werden. Hier hatten sich die Banken ebenfalls zu mehr Transparenz verpflichtet, die Höhe der Gebühren bei der Auszahlung anzuzeigen, anschließend waren die Gebühren auf breiter Linie in den Keller gefallen. Sollte die neue Veröffentlichung der Dispozinsen nicht zum gewünschten Effekt führen, behält sich Aigner eine staatliche Regulierung vor. Bereits jetzt weisen zwei Drittel aller Banken die Überziehungszinsen auf ihrem Internetauftritt aus, besonders Direktbanken können hier punkten. Kunden können so leichter vergleichen und das Girokonto mit den niedrigsten Überziehungszinsen auswählen.
Schuldenfalle Dispokredit
Eine aktuelle Studie des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) zeigt, dass die Dispozinsen im Durchschnitt bei über zehn Prozent liegen. Manche Banken verlangen bei Überziehung des Kontos sogar stolze 15 Prozent von ihren Kunden. Auch eine Untersuchung der Stiftung Warentest kommt zu dem Ergebnis, dass Dispozinsen oftmals zu hoch liegen, besonders regionale und kleinere Geldinstitute fielen in der Überprüfung negativ auf. Zu den Geldinstituten mit den höchsten Zinsen gehörten laut Test die Genossenschaftsbanken. Die Kritik ist nicht unberechtigt, denn angesichts des niedrigen Leitzinses von 0,50 Prozent können die Banken günstig an Geld kommen. Eine Befragung des Forsa-Instituts im Jahre 2012 fördert den Unmut der Kunden zutage, demnach empfinden 80 Prozent der deutschen Bankkunden das aktuelle Niveau der Überziehungszinsen als unangemessen, jeder Dritte fühlt sich außerdem schlecht beraten. So nutzen viele noch immer den Dispokredit für finanzielle Engpässe, obwohl ein Ratenkredit die bessere und vor allem günstigere Alternative wäre. Die Bankenverbände weisen ebenfalls darauf hin, dass der Überziehungskredit für kurzfristige Kontoschwankungen angelegt sei. Wer mehrere Monate hintereinander im Minus ist, sollte nicht auf den Dispokredit zurückgreifen, sondern überlegen, wie sich die finanzielle Situation verbessern lässt. So bringt eine günstigere Versicherung oder ein anderer Stromanbieter mehr Geld in die Haushaltskasse.